Es ist noch nicht allzu lange her, da fiel es mir wie Schuppen aus den Augen. Ich bin eine Scanner-Persönlichkeit. Jemand, der vielseitig interessiert und/oder begabt ist.

Und ich dachte schon, ich sei nicht normal. Nein, Spaß beiseite, ich hatte wirklich lange, lange Jahre das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin.

Eben weil mich so vieles interessiert und nichts mich wirklich lange fesselt. Weil ich nur in wenigen Fällen wirkliches Durchhaltevermögen besitze.

Weil ich mich so schnell langweile.

Und weil ich von Neuem immer so schnell begeistert bin.

Der Begriff Scanner-Persönlichkeit bzw. Scanner wurde von Barbara Sher geprägt. Sie war eine amerikanische Autorin und Coach und beschäftigte sich vor allem mit der Beratung bei Zielfindungsschwierigkeiten und Motivationsschwächen.

Anders als der von ihr so genannte Taucher, der sich tief in eine Materie, in ein Thema eingräbt und zum absoluten Spezialisten darin wird, ist die Scanner-Persönlichkeit an allem möglichen interessiert.

Sie können von allem etwas. Doch sie beherrschen es nie gut genug, um wirklich ein Spezialist zu sein.

Ziemlich gut im Schreiben, ziemlich gut im Kochen, ziemlich gut in Inneneinrichtung, ziemlich gut in Sprachen, ziemlich gut im Vorträge halten, ziemlich gut im Fotografieren, ziemlich gut im Handwerken, ziemlich gut im Verkauf, ziemlich gut in Grafik und Design und ziemlich gut im Coaching.

Ziemlich gut in ziemlich vielem.

Solche Menschen werden nie zu Genies, sondern sie werden Generalisten. Neudeutsch Mulitpotentialites.

Woran du erkennst, dass du eine Scanner-Persönlichkeit bist

Beantworte doch diese Fragen:

  • Konntest du dich auch schwer entscheiden, welchen Beruf du lernen oder welches Fach du studieren wolltest?
  • Und wenn du jetzt in deinem Beruf arbeitest, möchtest du am liebsten wieder etwas anderes arbeiten? Nochmal eine Ausbildung machen oder ein zweites Studium?
  • Kannst du mühelos in deinen Interessen zwischen, sagen wir mal, Landschaftsgärtnerei, Vertrieb und Mulitmediaproduktion hin und her wechseln?
  • Genügt dir der Überblick über eine Sache, weil du dich langweilen würdest, sobald du dich zu intensiv damit befassen müsstest?
  • Langweilst du dich überhaupt schnell und bist deshalb auch im Urlaub am liebsten auf Achse?
  • Kannst du ohne mit der Wimper zu zucken ein Interessengebiet, für das du dich bis eben noch brennend interessierst, zugunsten eines neuen Themas eintauschen?
  • Und hast du, schon so lange du bewusst denken kannst, wegen diesem Verhalten ein schlechtes Gewissen?
  • Fühlst du dich deshalb irgendwie nicht in Ordnung? Zu oberflächlich? Zu sprunghaft? Zu launisch?
  • Hast du das auch sehr oft in deiner Kindheit gehört: „Jetzt bleib doch mal dran! Bleib doch mal fokussiert! Konzentriere dich doch mal!“
  • Und zu guter Letzt: Mangelt es dir deswegen an Selbstakzeptanz? An Selbstrespekt und Selbstliebe?

Dann willkommen im Club.

Die Merkmale einer Scanner-Persönlichkeit

Einer der berühmtesten Scanner war Leonard da Vinci. Er war neben Maler und Bildhauer auch Konstrukteur, Mechaniker und Architekt. Deshalb wird ein Scanner auch oft als Renaissance-Mensch tituliert.

So poetisch dieser Begriff auch klingt, werden doch mit einer Scanner-Persönlichkeit auch oft Eigenschaften wie wankelmütig, flatterhaft, unbeständig verbunden.

Und so wundert es nicht, dass sich viele Mulitpotentialites als ungenügend und fehlerhaft erleben.

Denn in vielen Bereichen des Lebens gelten Beständigkeit, Verlässlichkeit, Ausdauer und Geduld als erstrebenswert.

Wobei Scanner diese Eigenschaften selbstverständlich mit sich bringen. Nur halt nicht so lange auf eine Sache konzentriert.

Es gibt nichts Schlimmeres für Scanner, als zehn Jahre lang das Gleiche machen zu müssen.

Dieser Satz könnte von mir sein.

Und so macht es einem Scanner auch gar nichts aus, sich gleichzeitig auf 1000 Sachen nebenher zu konzentrieren. Und sie verzetteln sich noch nicht mal damit. Schwieriger wird es erst dann für ihn, wenn er sich auf eine Sache dauerhaft konzentrieren soll.

Denn ein Mulitpoptentialite versteht eine Sache oder ein Thema meist recht schnell. Es ist typisch für eine solche Persönlichkeit, eine Sache kurz zu checken, sie zu verstehen, die Tätigkeit zu verinnerlichen und sie dann anwenden zu können.

Aber so nach zwei, drei Jahren reicht es auch. Jetzt wird’s der Scanner-Persönlichkeit langweilig. Er oder sie sucht nach neuen Herausforderungen. Experten nennen solche Menschen auch bunte Zebras oder Schmetterlinge.

Nur nichts Langweiliges, schnell wieder weg, immer auf der Suche nach Abwechslung.

Das gilt nicht nur für Hobbys, sondern auch im Beruf.

Das macht einen Scanner so besonders

Da ich selbst eine Scanner-Persönlichkeit bin und Mulitpotentialites coache, habe ich neben dem Gefühl der Unzulänglichkeit, das mich seit Kindesalter bis ins Erwachsenenalter begleitet hat, auch Eigenschaften an mir entdeckt, die mir extrem gut gefallen.

Und wenn du auch ein Scanner bist, dann findest du diese sicher auch bei dir wieder.

Scanner sind von Neuem begeistert

Was dich bestimmt auszeichnet, ist die unerschöpfliche Begeisterung, Neues auszuprobieren. Selbst wenn du diese Sache noch gar nicht kennst, sobald du von ihr angefixt bist, willst du es tun.

Dabei stört es dich auch gar nicht, dass du Rückschläge hinnehmen müsstest. Alleine die Erfahrung, dieses Neue kennen gelernt zu haben, gibt dir Befriedigung.

Ich weiß noch, als das Internet weltweit zugänglich wurde. Ja, für die jungen Leser unter meinen Lesern, das war damals etwas Besonderes.

Ich war hin und weg, von den Möglichkeiten in den Suchmaschinen Informationen zu finden. Digitale Medien zu nutzen. Mit ihnen zu spielen, sie zu entdecken.

Kein Wunder, dass ich Anfang der 90iger sofort eine Ausbildung zur Multimediaproduzentin gemacht, und sogar abgeschlossen, habe.

Eine Zeitlang hat mich dieser Job sehr zufriedengestellt, bis er den Reiz des Neuen für mich verloren hatte. Und ich etwas Neues anfing. Und nach ein paar Jahren wiederum etwas Anderes.

Was ich von allen Berufen mitgenommen habe, das Spannende, das Herausfordernde, das Befriedigende, all die Lernerfahrungen und Selbstüberwindungen, kann mir keiner mehr nehmen.

Scanner sind interessante Gesprächspartner

Wer ständig etwas Neues macht, ständig umgezogen ist, viele Jobs hatte, in der Weltgeschichte herumgereist ist, der ist für viele andere Menschen ein interessanter Gesprächspartner.

Wenn du dazu noch kreativ, openminded und ein Freigeist bist, dann wirst du sicher bereits auch festgestellt haben, dass die Menschen an deinen Lippen hängen.

Auch wenn sie sich beim besten Willen nicht vorstellen können, so zu leben, interessant finden sie es schon.

Und so kommt es, dass Mulitpotentialites oft gar nicht viel tun müssen, um der Mittelpunkt einer Party zu sein.

Doch manchmal sollten sie dann die Reißleine ziehen, denn ihre Freizügigkeit und ihr Großmut können schnell ausgenutzt werden. Und dann fühlt sich sogar eine Scanner-Persönlichkeit überfordert und gestresst.

Scanner haben eine hohe Energie

Sie sind fast mit einem Kleinkind zu vergleichen, dass auch immer wieder hinfällt, bevor es richtig gut laufen kann. Und danach mit dem Sprechen anfängt und auch da zunächst an seine Grenzen stößt.

Und dann später übt das Kleine Radfahren oder Schwimmen und trotz Stürze oder ungewollter Tauchgänge, das Kleinkind macht immer weiter.

Wenn Vielbegabte an einer Sache interessiert sind, dass konzentrieren sie ihre volle Energie darauf. Allerdings gelingt ihnen das nur eine relativ kurze Zeit, denn diese Fokussierung kostet Kraft.

Unser Gehirn hat die einzigartige Fähigkeit, Automatismen ablaufen zu lassen. Wenn du in deinem Job jahrelang die gleichen Handgriffe machst, denkst du irgendwann nicht mehr darüber nach. Und das spart deinem Gehirn Kraft und Energie.

Ganz anders ist es jedoch, wenn du regelmäßig etwas Neues tust oder lernst. Wenn unser Verstand sich ständig mit etwas Neuem befassen muss, benötigt das Gehirn sehr viel Energie.

Dass dieses Verhalten anstrengend ist, liegt auf der Hand. Damit du als Scanner-Persönlichkeit nicht in einem Burnout oder in einer Depression landest, brauchst du viel Selbstfürsorge. Und genau daran muss ein Vielbegabter oft noch arbeiten.

Scanner sehen das Gute in der Welt

Gerade weil eine Scanner-Persönlichkeit so neugierig und weltoffen ist, nimmt sie die Welt mit allen Sinnen wahr. Und was sie sieht und hört oder fühlt, gefällt ihr.

Klar weiß der Scanner, dass die Welt kein Kinderkarussell ist. Und dennoch gelingt es ihm, das Schöne und Gute in der Welt zu sehen und das auch bewusst wahrzunehmen.

Selbst wenn andere ihn für ein bisschen naiv halten, eine Scanner-Persönlichkeit lässt sich diese Eigenschaft nicht schlecht reden.

Hinzu kommt, dass Mulitpotentialites auch oft zusätzlich hochsensibel sind. Sie nehmen ihr Umfeld viel intensiver wahr als die meisten Menschen. Und reagieren entsprechend darauf.

Zum Beispiel können hochsensible Scanner bereits beim Betreten eines Raumes voller Menschen die Schwingungen wahrnehmen. Spüren, ob eine gute Energie zwischen all den Menschen herrscht oder nicht.

Aber das ist ein anderes Thema, das einen weiteren Artikel verdient.

Darauf sollten Scanner unbedingt achten

Ich habe im vorherigen Absatz erwähnt, dass Scanner sich oft unzulänglich fühlen, weil sie eben so anders sind als der überwiegende Rest der Welt.

Man schätzt, dass nur gerade mal 10 Prozent der Weltbevölkerung Scannerpersönlichkeiten sind. Noch sind die Forschungen dazu relativ jung, diese Zahlen könnten sich also noch ändern.

Zu dem Gefühl der Unzulänglichkeit, das viele Scanner spüren oder als Kind und Jugendlicher gespürt haben, kommen Gefühle wie Selbstverleugnung, Selbsthass und fehlender Selbstrespekt hinzu.

Mangelnde Selbstliebe ist eine Gefahr, der sich gerade Scannerpersönlichkeiten oft ausgesetzt fühlen.

Kein Wunder, wenn sie von Kindheit an hören, dass sie doch endlich mal durchhalten sollen. Sich am Riemen reißen sollen.

Doch endlich mal etwas zu Ende bringen sollen.

Dass sie endlich mal etwas vorzeigen können, etwas vorweisen sollen.

Also „normal“ sein sollen.

Und so kommt es, dass sich viele Mulitpotentialites selbst, wenn sie älter und bereits erfolgreich sind, sich fragen, was sie nur falsch machen.

Warum sie immer so schnell gelangweilt sind? Weshalb sie ständig etwas Neues machen müssen? Weshalb sie so anders sind?

Und leider ist dann der Weg in eine Depression nicht weit.

Drei Tipps für mehr Selbstliebe, wenn du eine Scanner-Persönlichkeit bist

In meinem letzten Artikel habe ich das Thema Selbstliebe und Selbstachtung ausführlich beschrieben.

Dort findest du auch Hinweise und Möglichkeiten, wie du deine Selbstliebe zu dir steigern oder überhaupt erst mal entfalten kannst.

Wenn du jetzt schon beginnen möchtest, ohne dich erst durch den, zugegeben ziemlich langen, Artikel zu arbeiten, dann findest du hier drei hilfreiche Hacks, wie du deine Selbstachtung aufbauen kannst:

  1. Schau dir jeden Morgen im Spiel in die Augen und wiederhole dein Selbstliebe-Mantra. Zum Beispiel, indem du sprichst: „Ich mag mich und kenne meinen Wert. Und wenn ich diesen auch manchmal nicht sofort erkenne, er ist da. Immer!“
  2. Führe ein Achtsamkeitstagebuch. Schreibe jeden Abend auf, was du heute Positives erlebt hast. Und was dieses Erlebnis mit dir, mit deinem Gefühl und für dein Selbstbild gemacht hat.
  3. Verbanne Wörter, wie „ich muss, ich soll, ich hasse“ und ähnliche aus deinem alltäglichen Sprachgebrauch. Wörter sind Kräfte und setzen Energie in deinem Unterbewusstsein frei. In diesem Fall schlechte Energie. Und um Selbstliebe kreieren zu können brauchst du gute Energie. Viel gute Energie.

Mach dir immer bewusst, dass du so, wie du bist, ok bist. Mehr als ok, du bist einmalig.

Und du bist auf die Welt gekommen, um diese Einmaligkeit zu leben. Dich daran zu erfreuen. Und genau so zu leben, wie du es möchtest.

Live like your soul is whispering to you.

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