Dein Chef hat dich heute bereits zum dritten Mal in dieser Woche so richtig aufgeregt. Genaugenommen warst du kurz davor, vor Zorn zu platzen.
Deine Nachbarin hat schon wieder den Müll vor der Wohnungstüre stehen lassen. Langsam kommt dir die Galle hoch. Du hast es ihr schon X-mal gesagt, dass Müll in die Mülltonne gehört.
Die Frau an der Supermarktkasse bringt dich langsam aber sicher zur Weißglut. Schon wieder schmeißt sie deine Lebensmittel, die auf dem Förderband liegen, unsanft in die untere Ecke. Egal, ob es Dosen sind oder verzehrreife Mangos. Alles, päng, päng, mit Schwung nach unten. Du hast sie schon mehrfach gebeten, etwas sorgsamer mit deinen von dir gerade bezahlten Lebensmitteln umzugehen, ohne Erfolg.
In diesem Artikel geht es um sie – um die unangenehmen, ärgerlichen, unverschämten Mitmenschen
Das kann der Chef sein, dein Nachbar, dein Professor oder ein Verwandter. Einer, der dich gut kennt. Oder einer, der in einem beruflichen oder sonstigen Kontext zu dir steht.
Menschen, denen du täglich begegnest und denen du nicht ausweichen kannst. Weil du den Job brauchst, deine Wohnung nicht kündigen willst, das Studium durchziehen willst oder ihnen von Kind an auf irgendeine Art verbunden bist.
Es sind aber leider auch Menschen, über die du dich jeden Tag aufregst. Die dir jeden Tag dein Leben kompliziert machen. Kotzbrocken halt.
Und du möchtest irgendetwas tun, damit das aufhört. Du willst, dass diese Menschen aufhören, dich zu nerven. Dass sie anders werden, besser, freundlicher.
Es muss doch irgendetwas geben, dass diese Menschen erträglicher für dich macht.
Ein zum Scheitern verurteilter Wunsch
Es tut mir zwar Leid, aber ich muss es dir gleich zu Beginn sagen. Es gibt nichts, diese Menschen zu ändern. Gar nichts.
Es gibt keine Möglichkeit, diese Menschen zu liebenswürdigen, aufmerksamen Zeitgenossen zu machen. Sie quasi neu zu erschaffen. Nach deinen Wunschvorstellungen.
Doch halt, ich muss mich klarer ausdrücken: du hast nichts in der Hand, diese Menschen besser, netter, erträglicher zu machen.
Du kannst aus einem miesepetrigen Chef keinen fürsorglichen Vorgesetzten machen. Ein auf Krawall ausgelegter Nachbar wird nicht zu einem Schoßhündchen. Und dein Professor wird von einem Misanthropen nicht zu einem Menschenfreund. Genauso wenig wie dein stänkernder Verwandter.
So hart das nun auch klingt. Du kannst andere nicht ändern. Ihr Verhalten umkrempeln.
Das ginge nur, wenn sie sich ändern wollten. Wenn sie einsehen, dass ihr Verhalten nicht gut ist. Und daran wirklich arbeiten wollten. Wie groß stehen die Chancen dafür bei deinem Chef? Bei deinem Nachbarn? Bei all den anderen?
Ändere deinen Blickwinkel und es ändert sich deine Welt
Den einzigen, den du ändern kannst, bist du. Denn du hast alle Möglichkeiten, dich zu ändern.
Stop, wirst du ausrufen. Wieso soll ich mich ändern, wenn mein Chef so ein Idiot ist? Warum soll ich mich anpassen, wenn mein Nachbar ein Querulant ist?
Dann lass es mich präzisieren. Du musst nicht dich ändern, sondern deine Sicht auf das Verhalten deines Chef, deines Nachbarn. Die kannst du ändern.
Wie schon Seneca sagte:
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.
Klingt jetzt erst mal verwirrend. Wieso fragst du dich nun, muss ich meine Sicht ändern, wenn mein Chef mich anbrüllt. Anbrüllen ist anbrüllen. Da beißt keine Maus den Faden ab.
Und anbrüllen ist nun wirklich nicht die feine Art, mit seinen Mitarbeitern umzugehen.
Absolut richtig.
Doch welche Alternativen hast du?
Du brüllst zurück.
Erleichtert zwar sofort und enorm, kann aber zu dauerhaften Problemen führen. Zu einer Kündigung zum Beispiel. Oder zu Mobbing. Gut, wenn dich das nicht stört, dann mach dir die Freude. Vielleicht hast du ja gerade geerbt und alles kann dir egal sein.
Du versuchst, mit Argumenten zu überzeugen.
Sehr vernünftig. Nur haben aufgeregte oder wütende Menschen gerade dann keinen Zugang zu ihrer Vernunft. Sie sind auf diesem Ohr taub.
Du suchst dir Verbündete, die gemeinsam mit dir in die Schlacht ziehen.
Kann funktionieren, wenn die Verbündeten nicht den Schwanz einziehen. Oder noch fataler, in einer geschlossene Front mitten in der Diskussion umschwenken und sich dir entgegen stellen.
Du wehrst dich.
Du gehst zum Betriebsrat (Chef). Du erstattest Anzeige (Nachbar). Du beschwerst dich beim Dekan der Uni (Professor). Du sagst ihm ordentlich die Meinung (Verwandter)
Du resignierst.
Dem Chef gibst du nur noch die Antworten, die er hören will. Dem Nachbarn gehst du aus dem Weg oder du ziehst fort. Deinen Prof behandelst du wie deinen Chef. Und du brichst den Kontakt zu deinem Verwandten ab.
Du flüchtest.
Du schmeißt das Studium. Kündigst den Job. Brichst mit der Familie. Trennst dich von deinem Partner.
Tue aktiv etwas gegen Kotzbrocken
Doch allen diesen Handlungen ist etwas gemeinsam. Sie sind reaktiv. Das heißt, du reagierst. Und du fühlst dich weiterhin elend. Lässt dich wieder mal für ein paar Tage krankschreiben. Lässt das dritte Familienfest in diesem Jahr ausfallen.
Kann man machen. Auf die Angriffe, Unfähigkeiten, Sticheleien einfach passiv reagieren.
Aber was wäre, wenn du etwas aktiv tun würdest?
Etwas, was zwar nicht dein Gegenüber ändern kann, dich aber in eine eindeutig bessere Gemüts- und Seelenlage bringen würde.
Eine Handlung, die dir das gute Gefühl gibt, selbst entscheiden zu können, ob und wie dich das unangenehme Verhalten anderer dich berührt.
Was wäre wenn du dich in Konfliktsituationen elegant behaupten könntest. Selbstbewusst und selbstsicher.
Wenn du mehr Selbstbewusstsein bekommst, erfährst du auch in diesem Artikel.
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Konfliktlösung leicht gemacht mit Self-Coaching
Self-Coaching zeigt dir, wie du dich über das Verhalten anderer nicht mehr aufregst.
Self-Coaching gibt dir ein Tool in die Hand, wie du darüber bestimmen kannst, ob das Verhalten anderer Dich verletzt.
Self-Coaching macht dich emotional unabhängig von dem unangenehmen Verhalten anderer.
Self-Coaching ist eine Methode, die aus der NLP kommt und dort gerne angewendet wird, um Konflikte mit anderen zu lösen, ohne mit diesen anderen auch nur ein Wort zu reden.
Hä, höre ich dich fragen. Ohne mit denen zu reden, zu diskutieren, sie von ihrem unangenehmen Verhalten abzubringen? Wie soll das bitteschön gehen?
Ja, das geht. Du brauchst den anderen nicht. Zumindest bei diesem Vorgehen. Das was du brauchst, das hast du bei dir: dich selbst.
Ich habe ja eingangs schon erwähnt, dass du andere nicht ändern kannst, wenn sie es nicht auch wollen. Den einzigen den du ändern kannst, bist du selbst. Das einzige, was du ändern kannst, ist dein Denken über das Verhalten deines Chefs, deines Nachbarn, deines Verwandten. Und was du beeinflussen kannst, ist deine Reaktion.
Denn mit deinem Denken über dieses Verhalten verändert sich auch deine Reaktion. Dadurch, dass deine Gefühle sich verändern, verändert sich dein Verhalten. So einfach. Und so geht’s:
Position 1: Dein Konfliktthema
Suche dir einen Raum, eine Ecke bei dir zuhause, in der du ungestört bist. Nimm dir drei Dinge, die während der Übung folgende Personen repräsentieren sollen:
Der erste Gegenstand repräsentiert dich, der zweite deinen Konfliktpartner, der dritte stellt einen souveränen und allwissenden Schiedsrichter dar. Lege oder stelle die drei Gegenstände (kleine Püppchen, drei unterschiedliche Schachteln, drei andersfarbige bunte Blätter) auf den Boden vor dich. Es kommt nicht darauf an, wie du sie anordnest, es sollte nur genügend Platz zwischen den Dreien sein. Wir nennen sie jetzt der Einfachheit halber, A, B und C.
Stelle dich nun zu dem Gegenstand, der dich repräsentiert, das ist A, und erkläre den beiden anderen, was genau dich an deinem Konfliktpartner stört. Zum Beispiel könntest du sagen: „Wenn ich eine Arbeit für dich, Chef; abgeschlossen habe, kontrollierst du sie akribisch. Damit gibst du mir das Gefühl, dass du mir nichts zutraust, dass ich dieses Projekt zu Ende bringen kann. Ich fühle mich dann unzulänglich, voller Selbstzweifel.“
Fühle jetzt in dich hinein, wo du dieses Gefühl spürst. Lass es für einige wenige Augenblicke zu. Das ist wichtig: nur für einige wenige Augenblicke. Du sollst nicht darin versinken und in Selbstmitleid vergehen.
Position 2: Das Thema deines dein Konfliktpartners
Nun gehst du zu der Stelle, wo der Gegenstand steht oder liegt, der deinen Chef repräsentiert, also B. Und was jetzt kommt, ist enorm wichtig für den Erfolg dieser Methode! Du fühlst dich gedanklich in deinen Chef hinein, Du wirst quasi zu deinem Chef. Du antwortest als Chef. In der Ich-Form! Grundsätzlich nur in der Ich-Form!
Vielleicht würde der Chef jetzt zu dir sagen: „Ok, das stört dich also. Weißt du warum ich das mache? Dieses übermäßige Kontrollieren? Ich habe von meinem Chef, dem Vorstand, dem Hauptabteilungsleiter, dem Vertriebschef, die absolute Vorgabe, dieses Projekt zu 100% -igen Zufriedenheit des Auftraggebers, Kunden, Kapitalgebers etc. abzuschließen. Ich kann mir keinen Fehler leisten.
Denn wenn ich Fehler zulasse, droht mir Kritik, Prämienverlust oder der Verlust meiner Position.
Jetzt beginnt ein Dialog. Du gehst also wieder zu deiner Stelle A, gibst eine Antwort drauf. Dann wieder zur Stelle deines Chefs, B, und antwortest wieder in der Ich-Form.
Und so weiter, und so weiter.
Position 3: Überparteiisch ist immer gut
Bis du irgendwann einsiehst, es geht nicht weiter. Wir kommen zu keinem Ergebnis. Jetzt kommt der Schiedsrichter ins Spiel, Nummer drei, in diesem Boot. Die C.
Also gehst du zu seinem Platzhalter, und fühlst dich in den Schiedsrichter hinein.
Du merkst, wie die ganze Anspannung von dir abfällt, denn als Schiedsrichter bist du unparteiisch, unbeeinflusst, neutral und emotionslos.
Du atmest ruhig, stehst entspannt. Und dann könnten dir möglicherweise folgende Fragen durch den Kopf gehen: „Was benötigen die beiden dort, damit dieser Konflikt entschärft werden könnte? Was brauchen sie, damit sich jeder ernst genommen, wertgeschätzt fühlen kann?“
Und genau diese Fragen stellst du den beiden. „Was benötigst du als A, damit du mit diesem Konflikt besser klar kommst. Und was würdest du, B, brauchen, damit du nicht so reagieren würdest?“
Nicht vergessen: bevor du als A antwortest, gehst du wieder auf den Platzhalter A. Dann entgegnet B, wiederum von seinem Platz aus. Vielleicht stellt B eine Frage an C, den Schiedsrichter. Also wechselst du erneut auf dessen Platz.
Merkst du was? Es kommt Bewegung ins Spiel.
Ein Seitenwechsel, ein Perspektivenwechsel.
Denn der Clou an der Sache ist, dass du jedes Mal die Position des anderen einnimmst. Bei A und B wird es womöglich hoch hergehen, bei C bleibt die ganze Diskussion in einer ruhigen, neutralen Tonlage, ohne Emotionen.
Wichtig ist, dass du dich wirklich in A UND in B hinein fühlst. Denn wie sagt ein Indianersprichwort so treffend:
Du kannst erst jemand verstehen, wenn du einige Zeit in seinen Mokassins gegangen bist.
Perspektivenwechsel bringt oftmals eine Lösung
Das Ergebnis dieser Übung muss nicht unbedingt sein, dass du zu einer Lösung deines Problems kommen wirst. Kann sein, muss aber nicht. Wenn du zu einer Lösung kommen solltest, umso besser.
Aber eines wird eintreffen: Du wirst deinen Konfliktpartner, in diesem Fall deinen Chef, besser verstehen lernen. Da du dich in ihn hineinversetzen kannst. Und merkst, dass er oftmals nicht anders kann. Oder dass er doch anders könnte, wenn er einen Impuls bekäme. Einen Impuls von dir?
Und so wird es passieren, dass du dir aktiv Gedanken machst, wie du eine Konfliktsituation ändern kannst. Ohne dass es zu einem direkten Konfrontationsgespräch mit deinem „Gegner“ kommt.
Denn du wirst, eben weil du dich mental mit allen Facetten des Konfliktthemas beschäftigt hast, souveräner, gelassener auftreten. Und das wird dein Konfliktpartner merken. Und mit deiner Haltung beeinflusst du wiederum ihn – wie ich hoffe, ab sofort in deinem Sinne.
Lass dir nicht von anderen aufzwingen, wie du dich fühlst und wie du reagierst.
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